Kaum hat man es sich so richtig gemütlich gemacht, ruft schon wieder der Drang nach Veränderung. Woran liegt es, dass wir immer nach Neuem und Besserem streben? Wäre es nicht besser, mit dem zufrieden zu sein was man hat? Und vor allem viel einfacher?
Ab und zu überkommt mich ein Gefühl der totalen Unzufriedenheit. Nicht was mein Leben angeht, sondern die Einrichtung unserer kleinen 3-Zimmer-Wohnung. Dann würde ich am liebsten einfach ALLES raus schmeißen und die komplette Wohnung neu einrichten. In dieser Phase finde ich wirklich alles blöd. Die Möbel an sich, wie die Möbel stehen, die Deko, ja sogar die Wohnung. Da würde ich sogar am liebsten umziehen. Natürlich totale Utopie bei dem angespannten Kölner Wohnungsmarkt. Im Grunde weiß ich, dass das natürlich totaler Unsinn ist. Wir haben eine wirklich wundervolle Wohnung die ebenso sehr schön eingerichtet ist. Sagen jedenfalls andere Leute. Die Zeiten, in denen fast alles vom großen Schweden ist, sind schon lange vorbei. Wir haben viele tolle Erbstücke, die eine Geschichte erzählen. Hier und da ein Designklassiker und viele selbstgemachte Dinge machen unsere Wohnung zu unserem ganz persönlichen Zuhause. Klingt doch toll.
Woher kommt dann dieser ständige Drang nach Veränderung?
Erzählungen von früher besagen, dass sich die Menschen einmal DIE Einrichtung fürs Leben angeschafft haben und dann über Jahre nichts daran verändert wurde. Höchstens ein paar Dekogegenstände kamen dazu. Gibt es heute mit Sicherheit auch noch, für mich aber unvorstellbar. An vielen Dingen habe ich mich unheimlich schnell satt gesehen. Wenn ich jetzt ein Accessoire aus Kupfer sehe, könnte ich schreiend weglaufen. Noch vor gar nicht so langer Zeit konnte nicht genug Kupfer in der Wohnung rumstehen. Oder die omnipräsenten Eames Plastic Chairs. Mensch, was hätte ich für einen Eames Plastic Armchair DAW in schwarz gegeben. Und jetzt? Ich habe mich an ihm satt gesehen, ohne jemals einen besessen zu haben.
Da kommen wir zu dem Übeltäter, warum wir ständig was Neues und Besseres brauchen. Wir sehen die Dinge einfach zu oft.
Um bei dem Beispiel des Eames Chairs zu bleiben: er taucht auf jedem zweiten Instagrambild auf, die Magazine sind voll davon und sogar in Fastfood-Restaurants steht er rum. Und das Schlimme daran, bei 90 Prozent der Instagrambilder sind Plagiate abgebildet. Und Zack ist der Reiz des eigentlich so wunderschönen Stuhls verloren. Ein Designklassiker wird verramscht. Die Louis Vuitton Handtasche der Interiorblogger.
Dieses Phänomen ist natürlich auch bei tausend anderen besonders trendigen Möbel und Accessoires zu beobachten. Überall die gleichen Kerzenständer, Vasen, Beistelltische, Kissen und Poster. Natürlich finde auch ich all diese Dinge schön und besitze selbst einige solcher Instagram-It-Pieces, aber tauchen diese Dinge plötzlich überall auf, finde ich sie nur noch noch halb so schön. Das ist wie damals, als man die eine Band nur cool fand, solange sie kein anderer kannte.
Weil die Verbreitung von Trends heute aber viel schneller geht, sehen wir uns logischerweise auch schneller satt daran.
Entsteht ein Trend, verbreitet dieser sich durch Plattformen wie Instagram und Pinterest wie ein Lauffeuer. Kaum hat man ihn für sich entdeckt, hat man sich auch schon wieder fast satt gesehen. Der nächste Trend ist schon im Anmarsch. Wie soll man da denn mithalten? Gestern cleaner Skandi-Chic, heute bunter Boho-Style und morgen geht’s zurück in die Achtziger. Alle zwei Monate die Wohnung komplett neu einrichten? Das ist ja wohl für niemanden eine ernste Option.
Die Verlockung ist groß
Doch wie schafft man es, in dieser schnelllebigen Welt mitzuhalten ohne alle paar Wochen die Wohnung komplett neu einzurichten?
Klar, die Verlockung ist groß möglichst viele Trends mitzumachen. Komischerweise fährt man ja doch auf die meisten total ab. Bei dem einen Trend macht’s direkt boom und der andere braucht etwas länger, bis er uns von sich überzeugt hat. Am Ende schwimmt fast jeder mit auf der Welle des Trends.
Aber ganz ehrlich? Wer kann es sich leisten wirklich jeden Trend mitzumachen? Kostet ja auch unendlich viel Zeit und Nerven.
Die Lösung ist ganz einfach einen guten Weg in der Mitte zu finden. Ich habe keine psychologischen Tipps um gegen den inneren Drang nach Veränderung anzukämpfen. Falls man das denn überhaupt will. Wie schon gesagt, einfach unvorstellbar 20 Jahre mit ein und der selben Einrichtung zu leben. Brrr, Dafür habe ich aber ein paar Tipps, wie man schnell, einfach und günstig neuen Wind in die Wohnung bringt. Ein kurzzeitiges Stillen des inneren Drangs. Hier kommen meine Tipps.
Kleine Veränderung – große Wirkung // 5 Tipps
Neue Textilien – im Wohnzimmer hilft es oft schon, ein paar neue Kissen auf die Couch zu werfen. Das bringt Farbe oder gleich einen neuen Einrichtungsstil in den Raum. Neue Vorhänge in einer ganz anderen Farbe oder Muster sorgen sofort für ein ganz neues Wohngefühl. Versprochen.
Wände streichen – eine neue Farbe an der Wand kann so unheimlich viel ausmachen. Die Atmosphäre eines Raumes wird durch eine neue Wandfarbe komplett geändert. Nimm dir erst mal nur eine Wand vor, so bleibt der Aufwand und die Kosten gering.
Umstellen – Möbel umstellen ist einer meiner Lieblingsbeschäftigungen und stillt den Drang nach Veränderung ungemein. Stell die Couch doch mal an die andere Wand oder dreh den Esstisch um 90°. Du wirst sehen, die Wirkung ist groß.
Kleine Dinge Austauschen – Gefällt dir etwas nicht mehr so gut, dann tausch es aus. Zuerst wird das ungeliebte Möbel oder Dekoaccessoire bei den Kleinanzeigen verkauft und von dem Geld kaufst du dir etwas anderes. Am besten natürlich auch gebraucht. Fang mit kleinen Dingen an. Du wirst sehen, das macht Spass.
DIY und Upcycling – Der alte Schrank im Wohnzimmer langweilt dich nur noch? Verpass dem Teil einen neuen Anstrich. Neue Griffe an den Küchenschränken wirken Wunder. Alte Stühle strahlen mit neuen Bezügen in neuem Glanz. Der öde Terracotta Blumentopf wird mit ein wenig Farbe zum Einzelteil. Auf meinem Blog findest du viele einfache DIY-Projekte ;)
Hast auch andauernd Lust eure Wohnung umzugestalten? Oder verändert sich bei dir kaum etwas? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung zu diesem Thema!
7 Comments
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Ein sehr schöner Beitrag und die Tipps am Ende finde ich auch richtig gut. Ich muss ehrlich sagen, dass ich in meinem Zimmer nicht sonderlich viel verändere. Ich hab viele Fotos an den Wänden, die tausche ich manchmal aus, aber sonst ist mir das zu viel Arbeit. Aber die kleinen Dinge, die du da vorgeschlagen hast, klingen ziemlich vielversprechend! Vielleicht probiere ich das mal aus. :-) Liebe Grüße, Kathreen von „Mach mal“
Du sprichst mir in ganz vielem aus der Seele. Diese ständige Bilderflut lässt einen immer mehr wollen und immer unzufriedener sein, obwohl das gar nicht nötig ist. Eure Wohnung ist ganz wundervoll einladend, hell und freundlich – und dein Balkon… der HAMMER! Tatsächlich habe ich mir auch schon lange angewöhnt, zwei riesengroße Umzugskartons zu verwalten, einen für Herbst/Winter, einen für Frühling/Sommer, und so alle 4-6 Wochen wird umdekoriert. Und wenn erstmal was drei Monate in der Kiste war, freut man sich danach, wenn man es „wiederfindet“, mit anderen Teilen kombiniert als vorher, in einen anderen Raum stellt als vorher – und schon weht ein bisschen frischer Wind. Ich habe noch eine alte dunkelbraune Kommode, die noch aus meiner „Ich mag nur dunkles Holz und Kolonialmöbel“-Phase von vor zig Jahren stammt. Statt sie zu entsorgen, wie ich erst vorhatte, habe ich nun beschlossen, sie anthrazit zu streichen. Als Kontrast zu weißen Wänden und hellgrauem Boden. Freue mich schon, darauf zu dekorieren!!
Dein Beitrag fühlt sich an, als hätte ich ihn selbst geschrieben :D Mir geht es ganz genau so!
Im Grunde weiß man, dass die Wohnung gut ist, wie sie ist und dass man von Glück reden kann, eine solche Wohnung überhaupt zu haben. In Freiburg ist es auch so eine Sache mit den Mietpreisen oder überhaupt der Verfügbarkeit von Wohnungen…
Wie oft sehe ich Bilder bei denen ich denke: Ach Mensch, das wäre doch was für’s Wohnzimmer! Vergesse aber dabei, dass ich das bei den letzten 20 Bildern auch gedacht habe. Man möchte einfach immer das, was man gerade nicht hat. Denn das, was man hat, ist nach einiger Zeit selbstverständlich und vielleicht auch schon wieder „out“.
Mir hilft meistens mein Freund dabei, mich wieder auf klare Gedanken zu bringen, der sieht das mit dem Einrichten der Wohnung nämlich ganz realistisch und objektiv ;-) Sie ist schön wie sie ist und wenn man etwas ändern möchte: Eins nach dem anderen!
Deine Bilder und Einrichtung finde ich übrigens auch wirklich super schön und geschmackvoll :)
Liebe Grüße,
Maren
Super Post, liebe Antonia! Ich kann, was du schreibst, nur zu gut nachvollziehen. Vor allem denke ich auch viel darüber nach, was wirklich mein Geschmack ist und wie das alles durch Trends beeinflusst wird… Wir ziehen bald um, in unsere erste richtige gemeinsame Wohnung – bei der jetzigen bin ich dazugezogen und freue ich nun wie wahnsinnig drauf, mich einrichtungstechnisch auszuleben, natürlich immer mit dem Wissen, dass sich mein Geschmack in zehn Minuten wieder geändert hat. :)
Die Fotos, die Möbel und Einrichtungsaccessoires sind wirklich gelungen, und vor allem, fein abgestimmt. Aber man muß nicht jeden Trend mitmachen um es schick und gemütlich zugleich in den eigenen vier Wänden haben. Die vielen Pflanzen sind auch eine wunderschöne Ergänzung.
Liebe Grüße, Doris
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Ich finde es immer toll etwas zu verändern. Das kann wirklich viel Spaß machen.
Mit besten Grüßen,
Bernd
Habe mich bei einem Raumausstatter gemeldet. Der soll mir dabei helfen das Haus schöner zu gestalten. Würde gern die Etage, in der früher meine Großeltern gewohnt haben, umgestalten und moderner einrichten. Ist aber gar nicht so leicht.